Samstag, 3. März 2007

Der Tagesspiegel: Greenpeace-Chefin fordert Verbot von Billigflügen


Berlin/Brüssel (ep). Nach Ansicht der Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, Brigitte Behrens, muss das Fliegen wieder teurer werden. "Billigflüge zu Dumpingpreisen gehören verboten", sagte Behrens dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Wir wissen inzwischen ja alle, wie schädlich Flugzeuge für das Klima sind." Daher sollte jeder prüfen, ob er auf das Fliegen so weit wie möglich verzichten kann, sagte die Greenpeace-Chefin. Kurztrips per Flieger sollten Reisende ohnehin vermeiden. "Wochenend-Trips per Flieger sind unter Klima-Gesichtspunkten tabu", sagte Behrens.

Weiter sprach sich die Greenpeace-Chefin für die Einführung einer Kerosinsteuer aus, wie sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schon in ihrer Zeit als Umweltministerin gefordert habe. "Ich bin sicher, dass der Flugverkehr abnimmt, wenn die Politik wie in anderen Bereichen Maßnahmen für den Klimaschutz durchsetzt", sagte Behrens der Zeitung. Genauso sei die Einbeziehung des Flugverkehrs in den Emissionshandel unerlässlich.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD/Foto) hat die Deutschen dazu aufgerufen, für ihre Flüge eine freiwillige Abgabe zu zahlen, mit der Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern unterstützt werden. „Flüge lassen sich nicht immer vermeiden. Aber jeder kann etwas dazu beitragen, sie klimafreundlicher zu gestalten, etwa über eine Kompensation bei „'Atmosfair'“, sagte Gabriel der „Berliner Zeitung“ (Samstagausgabe).

„Atmosfair“ bietet Flugreisenden an, eine Abgabe zu zahlen, die das Unternehmen in Maßnahmen zum Klimaschutz in der dritten Welt investiert. Das Geld wird zum Beispiel in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparprojekte investiert, um dort eine ähnliche Menge Treibhausgase einzusparen, wie durch die Flug-Emissionen der Reise entstanden sind.

Der Minister will die Fluglinien ferner zum Emissionshandel verpflichten. „Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft setzt sich dafür ein, den Flugverkehr in den Emissionshandel einzubeziehen“, zitierte das Blatt den SPD-Politiker. Die Grünen fordern laut Fraktionschefin Renate Künast zudem eine europaweite Steuer auf Flugbenzin. „Fliegen zum Taxipreis geht doch nur, weil die Fluglinien keine Steuer auf den Treibstoff zahlen, während die umweltfreundliche Bahn dies tut“, sagte Künast der Zeitung.


EU-Industriekommissar Günter Verheugen warnt dagegen vor Hysterie - und sorgt sich dabei vor allem um die europäische Automobilindustrie, die unter allzu strengen Klimaschutzvorschriften leiden könnte. Zwar müsse der Klimawandel „an allen Fronten“ bekämpft werden, sagte Verheugen der „Bild am Sonntag“. „Wir dürfen aber auch nicht in hysterischen Aktionismus verfallen.“ Europa verursache „nur einen relativ geringen Teil der weltweiten CO2-Belastung - Tendenz sinkend“. „Und an den CO2-Emissionen wiederum haben Pkw einen außerordentlich kleinen Anteil.“ Der Vizepräsident der EU-Kommission äußerte die Sorge, „dass wir die europäische Autoindustrie - ein Kronjuwel der europäischen Industrie - zum alleinigen Sündenbock machen.“

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